… in den ersten Jahren bekam ich noch von Freundinnen Besuch. Es zerriss mich jedes Mal, wenn die Besuchszeit vorbei war. Dieses Auf und Ab der Gefühle hätte mich im Lauf der Zeit kaputt gemacht. Mit der Zeit wurden die Besuche immer weniger, bis niemand mehr kam. Einige Jahre dachte ich, es sei ganz gut so, dann kommt nicht jedes Mal der Trennungsschmerz hoch, wenn die Besuchszeit vorbei ist.
So wurde diese Zeit hinter Mauern leichter zu ertragen – dachte ich zumindest. Aber es ist ein schlimmer Trugschluss, denn ich bin innerlich langsam gestorben.
So lebte ich acht Jahre ohne Besuch und Kontakt zur Außenwelt, bis ich merkte, dass ich etwas an meiner Situation ändern muss, sonst gehe ich in diesem stupiden Knastalltag zugrunde und bin in diesem lieblosen Trott verloren.
Gott sei Dank hatte ich das Glück und durfte vor zwei Jahren euch in der JVA Straubing kennenlernen.
Von dieser Zeit an hat mich das Gefühl verlassen, lebendig begraben zu sein. Ich bekam ein neues Leben!
An meiner Haftsituation hat sich nichts geändert, da ich immer noch nicht weiß, wann ich entlassen werde. Aber der Knasttrott hat sich vom negativen Denken in ein positives tägliches Leben verändert. Ich habe mich auch dem christlichen Glauben zugewandt und seitdem gehe ich voll Hoffnung durch das Leben hier im Gefängnis.
Ich freue mich auf jeden Besuch, der mich für diese Zeit am Leben außerhalb der Mauern teilhaben lässt. Der menschliche Kontakt hat für mich eine lebenswichtige Bedeutung bekommen; ohne ihn kann ich mir das Leben hier nicht mehr vorstellen. Aus den Besuchen der lieben Menschen hier schöpfe ich die Kraft, die schwere Zeit in diesen dunklen Mauern zu überstehen…